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Zugegeben der Titel dieses Artikels ist recht ungewöhnlich, vielleicht findet der eine oder andere auch den Vergleich zwischen dem Tennisspiel und einer Maschine merkwürdig. Wird uns  Tennisspieler doch immer wieder eingeredet, dass wir doch ein variables, individuelles Spiel auf dem Platz zeigen sollen. 

Doch um dahin zu kommen, brauchen wir  erst eine gewisse Stabilität in seinem Spiel, die nach einer längeren Zeit mit monotonem Training und hoher Wiederholungszahl erreicht wird. Die Bewegungen müssen automatisch ablaufen ohne, dass wir darüber nachdenken. Und beim Wort „automatisch“ sind wir schon bei den Maschinen. Ein Automat ist per Definition eine Maschine, die vorgefertigte Abläufe selbstständig ausführt.

Was können Tennisspieler also von Computern lernen?

Wenn man also versucht seine Tennisschläge zu automatisieren, kann es von Vorteil sein zu verstehen wie Maschinen funktionieren und vor allem nach welchem Muster sie ihre Handlungen priorisieren. Ich werde es am Beispiel von Computern aufzeigen, wie eine Maschine ihre Aufgaben erledigt:

Jeder Computer hat ein Betriebssystem, und jedes Betriebssystem hat einen Planer, der dem Prozessor sagt wie lange er an einer Aufgabe arbeiten soll, bevor er zur nächsten und vor allem zur welcher Aufgabe er wechseln soll. Nun sind wir es gewohnt in unserem Alltag mit Computern zu arbeiten und wechseln zwischen Programmen hin und her, lesen E-Mails und browsen im Internet. Unsere Computer wechseln so flüssig zwischen den Aufgaben, dass sie die perfekte Illusion erzeugen, als würden sie alles gleichzeitig erledigen. Das aber ist eben nur eine Illusion. Wechselt der Computer zu einer anderen Aufgabe muss er einen so genannten Kontextwechsel machen, sprich ein Eselsohr an der Aufgabe, an der er bis gerade eben gearbeitet hat und dann zur nächsten zu springen. Dabei entfernt er die alten Daten vom Speicher und kopiert die neuen. Währenddessen muss er zwischen Produktivität und Reaktionsfähigkeit abwägen. Diese zwei Eigenschaften stehen von Grund auf in einem Konflikt. Um richtig anspruchsvolle Aufgaben erledigen zu können muss der Computer die Kontextwechsel minimieren. 

Tennisspieler auf dem Court

Das menschliche Betriebssystem

Ziehen wir nun die Parallele zu unserem eigenen Handeln auf dem Platz. Kleiner Hinweis noch zwischendrin: natürlich gelten diese Prinzipien auch ausserhalb vom Tennisplatz zum Beispiel bei Entscheidungen bei der Arbeit oder beim Erledigen des Einkaufs. Auch unser Betriebssystem, das Gehirn, hat einen Planer, der unsere Aufgaben priorisiert und uns eine Entscheidungs- und Handlungsgrundlage bietet. Auch das Gehirn arbeitet unglaublich schnell und schafft die Illusion des Multitaskings. Wir haben das Gefühl, dass wir mehreren Aufgaben die gleiche Aufmerksam schenken können. Das ist aber  wieder nur eine Illusion. In Wirklichkeit vollführen wir wie die Computer einen Kontextwechsel, nur eben ganz schnell.

Leider hat der Computer hierbei die Nase vorn. Er kann die Eselsohren mühelos wiederfinden und die Arbeit schnell wieder aufnehmen. Wir tun uns hier schwer die Eselsohren überhaupt zu finden, erst recht die Arbeit schnell wieder aufzunehmen. Kommen immer weitere Aufgaben, Gedanken oder sonstiger Input dazu,  wissen wir nicht mehr wo oben und unten ist. Wir sind überfordert und können nicht weiterarbeiten oder machen grobe Fehler bei der Erledigung der Aufgaben.

Maschinen haben auch Grenzen

Auch Computer können bei zu viel Input an ihre Grenzen kommen und abstürzen. Sie fahren ihr Betriebssystem herunter und wieder hoch und sind wieder einsatzbereit. Und das können wir leider auch nicht. Wir können uns nicht abschalten und wieder hochfahren. Zumindest nicht so schnell.

Wenn wir also unsere Aufgaben gewissenhaft erfüllen möchten, zum Beispiel den Ball 50 mal cross über das Netz ins Feld spielen, dann müssen wir die Kontextwechsel in unserem Betriebssystem reduzieren. Wir gruppieren die automatischen Bewegungsabläufe und fokussieren uns auf die Schleife der Gruppierung. Das kann folgendermaßen aussehen: „bewegen, unter dem Ball, schlagen, zurück bewegen“ und wieder von Anfang an. Alle vier Handlungen bilden die Schleifen. Wichtig dabei ist der Fokus auf die gesamte Schleife und nicht auf die einzelnen Punkte. Diese sollten ja automatisiert ablaufen ohne das wir darüber nachdenken.

Durch den Fokus auf die Schleife, blenden wir anderen Input aus, der um unsere Aufmerksam buhlt. Das können Zuschauer, unsere Gegner, das Spiel auf dem Nebenplatz, ein vorbeifliegendes Flugzeug oder sonst etwas sein. Würden wir hier einen Kontextwechsel zulassen, machen wir ein Eselsohr an unserer Schleife und spielen den Ball zwangsläufig ins Aus oder ins Netz. (siehe hier auch diesen Beitrag) Alleine der Gedanke an den Spielstand kann hier einen Kontextwechsel auslösen und uns einen Fehler kosten. Ist der Punkt vorbei kommt die Zeit für andere Aufgaben, nur her also mit dem Kontextwechsel. Überlegungen zur Taktik, das Rauslassen von Emotionen, Wasser trinken, den Blick des Trainer suchen, jetzt ist der richtige Augenblick dafür. 

Nicht umsonst wird der Novak Djokovic manchmal mit einer Maschine verglichen 😉

Tennisspieler Djokovic
Profi Tennisspieler Djokovic wird gerne in der Presse als Maschine bezeichnet

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